Schulgeschichte 1641 – 1803

Es war am 2. 11. 1641, als der damalige Landesherr im Bergischen Land, Herzog Wolfgang Wilhelm, in einem Brief an seine Beamten in Bornefeld und an den Rat der Stadt Lennep die Weisung gab, den Kölner Minoriten eine Niederlassung in Lennep zu gestatten. Diese hatten am 8. 10. 1641 darum gebeten, um eine Zwischenstation auf ihrem Wege zwischen ihren Klöstern in Köln und Dortmund zu haben. Gleichzeitig hatten sie angeboten, in Lennep eine Schule zu gründen mit den drei untersten Lateinklassen, Infima, Grammatica und Syntax genannt.
Im Hintergrund dieses Ersuchens und der Genehmigung stand natürlich sowohl beim Herzog, der katholisch war, als auch bei den Minoriten die Absicht, den wenigen Katholiken im Wupperviereck eine geistige Heimat und dem katholischen Glauben eine neue Chance zu geben, gab es doch in Lennep in dieser schlimmen Zeit des 30jährigen Krieges nur eine einzige katholische Familie, den Gerichtsschreiber Johann Born mit seiner Frau Johanna geb. Wilbach und seinen Kindern. Herzog Wolfgang Wilhelm war in seiner Zustimmung auch auf das Angebot, eine Schule zu gründen, eingegangen. Er schrieb, die Brüder sollten sich fleißig im Schulehalten üben, die drei ersten Klassen der Lateinschule einrichten und Gutes befördern durch die Vermehrung christlicher Andacht, Erziehung und Unterweisung der Jugend.
Schon zwei Monate nach dieser Antwort bewilligte der Orden 300 Taler zum Ankauf eines Hauses in Lennep, das am 6. 3. 1642 erworben und am 9. 3. von zwei Patres bezogen wurde. Es gehörte den Eheleuten Gottfried Lüttringhausen und Agnes Consbrug und fiel wahrscheinlich später dem Stadtbrand zum Opfer. In diesem Haus fand der erste Unterricht statt, den wohl zunächst nur die Kinder des Gerichtsschreibers besuchten, bald aber auch Schüler aus der Umgebung, da die Minoriten die Pfarrrechte in Lennep, Remscheid, Lüttringhausen und Ronsdorf erhielten. Ob auch Schüler im Kloster übernachten konnten, ist uns nicht überliefert.
1681 zog dann die Schule mit den Brüdern ins fertig gestellte Klostergebäude um. Die Schülerzahl wuchs langsam. Im Taufbuch, das 1658 mit den Aufzeichnungen beginnt, sind vor dem Jahr 1700 jährlich noch weniger als zehn Taufen vermerkt, dann aber stieg die Zahl merklich an. 1727 waren 20, 1734 32, 1745 wieder 20 Taufen. Etwa 400 Katholiken gehörten damals zur Pfarrei. Wenn es auch noch keine Schulpflicht gab, muss die Schule doch guten Zuspruch gehabt haben, da die Minoriten den Plan fassten, ein eigenes Schulhaus zu bauen. Nach 1720 erhielten sie mehrere Genehmigungen des Landesherren und ihrer Ordensoberen, für ein Schulhaus zu „terminieren“, d. h. Geld zu sammeln. Weite Wege legten sie bei diesen Bittgängen zurück bis zum Rhein. Eine Spende der Eheleute Steinbüchel aus Burg von 260 Talern vervollständigte das Baugeld, und so konnte das neue Schulhaus, im Volksmund auch Klosterhaus genannt, am 26. 1. 1733 bezogen werden. Es stand an der Wallstraße, etwa an der Stelle, wo die Klostergasse auf die Wallstraße trifft, einen Teil der Grundmauern konnte man bei den Ausgrabungen 1990 noch sehen.
In diesem Hause unterrichteten die Pater Magister oder Schulpatres, wie sie genannt wurden, dreizehn Jahre lang. Neun ihrer Namen sind uns noch überliefert. Dann brach am 6. 10. 1746 über Lennep das große Unglück des Stadtbrandes herein, bei dem nur wenige Häuser verschont blieben, unter anderen Kirche und Klostergebäude. Die Minoriten wären nicht Söhne des heiligen Franziskus gewesen, wenn sie in diesem Augenblick nur ihre Interessen gewahrt hätten. Sie räumten sofort das Schulhaus, stellten es Obdachlosen zur Verfügung und zogen mit der Schule in das Gartenhaus um, ein einstöckiges Gebäude westlich des Klosters gelegen, das seither den Patres zur Erholung gedient hatte. Dort blieb die Schule bis zur Auflösung des Klosters 1803. Es war ein bescheidenes Haus, das nur einen Flur und einen Unterrichtsraum für etwa 50 Schüler hatte. Die Kinder betraten es von der Klostergasse her, der Pater hatte einen Eingang vom Hof aus.In dieser Schule lernten die Kinder, von denen oft nur 20 oder noch weniger kamen, Religionslehre „vom heiligen Kreuzreichen an“, Lesen, Schreiben, Sprache und Latein in den Grundlagen. 1784 gab Pfarrer Polycarpus Gouders einen Bericht über Kloster, Pfarrei und Schule an die Landesregierung. Darin schrieb er, die Schule verfüge über keinerlei Einkünfte. Die Pfarrkinder seien arm und geringen Standes. Jedes Kind zahle monatlich zwei Stüber für den Unterricht, das ergäbe 7 – 8 Taler pro Jahr, wovon aber der Schulpater nicht leben könne. So müsse das „arme Klöstergen“ für den Unterhalt des Schulpaters, für Schulgebäude und Lehrmittel sorgen. Dennoch habe die letzte Visitation durch den Kölner Generalvikar und den Vizekanzler ergeben, dass sowohl das Gebäude der Schule als auch die innere Übung (also der Unterricht) in gutem Stand und Verfassung sei.

Von der Fürsorge des Klosters für die Schule erzählen auch zwölf Zeugenaussagen ehemaliger Schüler 1830 vor dem Friedensgericht Lennep. Diese Männer im Alter zwischen 60 und 80 Jahren beschrieben das Gartenhaus und berichteten, wie das Haus zuweilen repariert und gestrichen worden sei, wie sie selbst als Kinder Botengänge für die Patres zu den Handwerkern gemacht hätten, wie sie mit den Patres „auf Termin“ gingen, und dass auch evangelische Schüler die Schule besuchten, da die Stadtschule überfüllt gewesen sei. Johann Peter Potthoff, Wilhelm Potthoff und Maurermeister Wilhelm Goost hatten selbst in ihren Berufsjahren noch im Auftrag der Patres am Schulhaus gearbeitet und waren von diesen dafür entlohnt worden. Zwei der Zeugen, auch Johann Peter Potthoff, berichteten, dass bereits ihre Mütter die Klosterschule besucht hätten, die also auch Mädchen aufnahm, was damals nicht allgemein üblich war. Frau Potthoff, die 1778 starb, hatte ihren Klassenraum noch in der 1733 neu erbauten Schule an der Wallstraße gehabt. Nach dem Stadtbrand wohnte sie mit ihrer Familie als Obdachlose in ihrem ehemaligen Schulzimmer, wovon sie ihren Kindern oft erzählte.

Das Alter der schulbesuchenden Kinder war unterschiedlich. Potthoff, der im Klosterhaus wohnte, war bereits mit vier Jahren zur Schule gegangen, die meisten waren sechs bis elf Jahre alt, einer kam erst mit 12, da er in Goldenberg wohnte und so einen weiten Weg hatte. Die Kinder blieben meist nur 3 oder 4 Jahre, dann mussten sie Geld verdienen oder zu Hause helfen.

Die Schule wuchs weiter. 1802 zählte man 41 Taufen, und als der letzte Schulpater Albinius Defonghe nach Aufhebung des Klosters im November 1803 Lennep verließ, hatte die Schule 70 bis 80 Schulkinder, die nun plötzlich ohne Lehrer zurückblieben.

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